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Migration
Inspiration
Teilen mit den Fremden
Migration und der Umgang damit ist ein wichtiges Thema in der ganzen Geschichte. Das Aufnehmen von Flüchtlingen war oft ein grosser Segen für die Länder (z.B. Uhrenindustrie in der Schweiz dank der Hugenotten), Wanderbewegungen können aber auch ganze Kulturen auslöschen. Die Auslöser können ganz unterschiedlich sein: Bedrohung und Krieg, Hungersnot, Machtpolitik, fehlende wirtschaftliche Perspektive, Verfolgung einer Volksgruppe oder Religionsgemeinschaft.
Auch viele zentrale Personen in der Bibel waren auf der Flucht, z.B. Abraham, Jakob, Josef und Maria mit Jesus. Auch ihnen war die damit verbundene Not aus dem eigenen Erleben bekannt. Wir sind grundsätzlich dazu aufgerufen, den Fremden beizustehen und sie nicht auszubeuten.
Migration mit Perspektive
In einer globalisierten Welt ist aber auch einiges anders: Flüchtlinge kommen nicht einfach an, weil sie ins Nachbarland fliehen. Informationen über den Lebensstandard und die Aufnahmebedingungen eines möglichen Ziellandes sind überall verfügbar. Flüchtlinge reisen über weite gefährliche Strecken; ein ganzer Wirtschaftszweig hat sich entwickelt (Schlepperwesen), der immer neue Wege findet, Flüchtlinge auszunehmen und viel zu verdienen. Menschen werden von ihren Verwandten unter Druck gesetzt, anderswo arbeiten zu gehen. Auch eine historisch gesehen sinnvolle Politik taugt daher in einer globalisierten Welt nicht mehr unbedingt.
Ein ganzheitlicher Ansatz muss verschiedene Aspekte berücksichtigen: was hilft den Migranten selbst, was den Zurückbleibenden und was den Aufnahmeländern? Für alle soll es eine Perspektive geben. Lässt sich die Politik von Angst, Mitleid und Abschreckung treiben, führt das kaum zu einer solchen Lösung.
Mögliche Perspektiven können sein:
  • Für die Migranten: z.B. Vorbereitung auf eine Rückkehr (Ausbildung, finanzielle Grundlage schaffen), Integration (Sprache, Kultur, Berufsmöglichkeiten), Leben in Sicherheit
  • Für die Herkunftsländer: z.B. Migranten kehren mit neuen Fähigkeiten und Denkmustern zurück, Menschen die das Land aufbauen können verlassen es gar nicht erst, Familien werden durch die Migranten finanziell unterstützt und haben neue Möglichkeiten
  • Für die Zielländer: z.B. mehr Vielfalt, Integration von anderen Kulturen und Fähigkeiten, Schutz geben für bedrohte Menschen
Es gibt auf jeden Fall eine Auswahl der Personen, die hierher kommen. Diese Auswahl sollte bewusst gestaltet und nicht einfach den Umständen überlassen werden (z.B. gefährliche Reise, Bezahlung von Schleppern). Menschen, die dringend Hilfe brauchen, sollten nicht zuerst weitere traumatische Erfahrungen machen müssen; Menschen, die keine Aufnahme bekommen, sollten sich gar nicht erst auf eine aussichtslose Reise machen.
Ein paar konkrete Ansätze
Was haben wir als Schweiz zu teilen? Internationale Vermittlung in Konflikten und grosse Erfahrung in Katastrophenhilfe, Finanzen, historisch fundiertes Know-how über den Aufbau eines demokratischen Staates und einer tragfähigen Wirtschaft, funktionierendes Zusammenleben von Menschen aus unterschiedlichen Religions- und Sprachgruppen etc. Diese Dinge sollten wir bewusst teilen.
Junge Leute aus verschiedenen Kulturen
Es könnten ähnliche Anforderungen an die Migrationspolitik wie an die Entwicklungszusammenarbeit gestellt werden, da es zwischen beiden viele Parallelen gibt. Bei beiden geht es um die Unterstützung von Menschen in Notlagen, beide sind kulturübergreifend, beide können viel Segen bringen, aber auch Abhängigkeiten und Leid verursachen. Und beiden gegenüber sollen wir uns nicht verschliessen, weil uns Menschen in Not nicht egal sein dürfen.
Grundsätzlich fair ist nur eine konsequente Haltung, die auch so kommuniziert wird. Nur so können falsche Erwartungen und Hoffnungen verhindert werden. Eine vage Haltung schickt vielleicht Tausende auf einen traumatisierenden Weg, und dann stranden sie irgendwo, oder sie werden zwar geduldet, haben aber keine Perspektive. Natürlich kann sich diese Haltung auch ändern, wenn die Umstände es erfordern, aber je klarer sie ist, desto mehr können sich alle darauf verlassen und sich danach verhalten.
Migranten könnten unterschiedlich behandelt werden und nicht einfach Asyl geben oder nicht: Es gibt Migranten, die sich hier niederlassen und integrieren wollen - die sich wünschen, dass sich ihre (Gross-)Kinder als Schweizer fühlen. Es gibt Migranten, die hier ihre eigene Kultur leben und auf der Suche nach Arbeit sind. Es gibt Flüchtlinge, die einfach ein Dach über dem Kopf und etwas zu essen brauchen und gerne wieder zurück gehen, wenn die Krise im eigenen Land vorüber ist. Und es gibt auch Migranten, die ihre eigene Kultur und Religion hier verbreiten wollen.
Ein paar Fragen
Mit welcher Haltung begegne ich den Fremden? Mit Misstrauen und Angst? Mit einem offenen Herzen? Und zwar unabhängig davon, ob ich damit einverstanden bin, ob sie hier sein sollten oder nicht.
Was ist mein Beitrag zu einem guten Zusammenleben und zur Integration? Teilen, Freundschaften schliessen, gastfreundlich sein, praktisch helfen?
Was für Vorhaben sind wirklich zielführend, um die Not nachhaltig zu lindern? Wie können sie gefördert werden?
«Einen Fremden sollst du nicht ausbeuten. Ihr wisst doch, wie es einem Fremden zumute ist; denn ihr selbst seid in Ägypten Fremde gewesen.»
Die Bibel in 2. Mose 23,9